Das Gasteiner Brauchtum - Krampusse und Perchten

Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, lebendes Brauchtum getreu zu dokumentieren und damit zu seiner Erhaltung beizutragen. Ein Brauchtum "lebt", wenn es in regelmäßigen Abständen von der Bevölkerung geübt wird, ohne Abhängigkeit von öffentlichen Subventionen. Es "lebt" besonders kräftig, wenn es sich wie das "Krampuslaufen" trotz zeitweiliger Verbote erhält.

 

Das Gasteiner Tal und damit Bad Gastein pflegt mit den Gasteiner Perchten und den Gasteiner Krampussen uraltes Brauchtum, das fest im Leben der einheimischen Bevölkerung verankert ist. Zahlreiche Bad Gasteiner, die einst den Ort verlassen haben und irgendwo in der Fremde wohnen, kommen zu diesen Anlässen zurück in die alte Heimat und geben sich den Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend hin.

 

Nikolaus und Krampus

Die Gasteiner Krampusse führen die Tradition der Nikolausbräuche fort, die ihre historischen Wurzeln in der Person des Hl. Nikolaus, Bischof von Myra, haben, der sich ab dem 12. Jahrhundert in Westeuropa großer Beliebtheit erfreute. Seiner sprichwörtlichen Freigebigkeit vor allem gegenüber Kindern wurde und wird in Nikolausspielen und eben auch in Umzügen – in unterschiedlichen regionalen Ausprägungen - gedacht. Theoretisch steht somit der Hl. Nikolaus im Mittelpunkt des Brauches, tatsächlich aber sind es die Krampusse, die mit ihren riesigen, furchterregenden Larven („Köpfe“) in erster Linie das weibliche Publikum in Angst und Schrecken versetzen, und deren unheimlich dumpfdröhnenden Glocken („Schellen“ oder „Rollen“) den Nikolaus- (oder Krampus?) tag ab Einbruch der Dämmerung dominieren.

 

Ausgestellt ist ein Nikolaus, ein Engel und zwei Krampusse in Originalbekleidung der „Alten Badbrucker Paß“.

 

Literaturhinweis: Horst Wierer „Die Gasteiner Perchten“ und „Die Gasteiner Krampusse“

Verlag Franz Hochwarter, im Gasteiner Museum erhältlich

 

Die Perchten

Die Gasteiner Perchten zeigen wir als Diorama. 64 Figuren, angefertigt von Frau Mitzi Greinwald und restauriert von Frau Dr. Karin Greinwald, sind hier aufgestellt – etwa zwei Drittel des originalen Perchtenzuges, der alle vier Jahre durch Bad Gastein, Bad Hofgastein und die umgebenden Weiler und Dörfer zieht.

 

Im Perchtenzug vermischen sich viele Einflüsse: bayrische in der Person der namensgebenden Gottheit Perchta, Figuren aus der Bibel, Kaspern, deren Heimat Oberitalien war und die wahrscheinlich mit den Samerzügen nach Gastein gekommen sind, Figuren aus dem bäuerlichen Lebenskreis, Handwerker, Postbeamte, Händler aller Art, Reminiszenzen an die Türkenkriege, mythologische Gestalten, und Jahrmarktssensationen. Im Zentrum steht die Figur der Perchta und ihr duales Wesen, das den ewigen Gegensatz zwischen Hell und Dunkel, schön und „schiach“ (pongauerisch für hässlich), männlich und weiblich, gut und böse personalisiert.

Im Mittelpunkt des Perchtenzuges stehen aber auch die zahlreichen Turmkappen, die bis zu 50 Kilogramm schwer sind und dem Träger einiges an Kondition abverlangen. Auch sie gliedern sich in „schöne“ – reich geschmückt mit Blumen, Spiegeln, Fahnen, Schmuckketten – und „schiache“, auf denen tote Mäuse und allerhand anderer Unrat zu sehen ist. Die Kappen sind teilweise im Familienbesitz und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Jeder Kappenträger ist in Begleitung einer „Gsellin“, einem jungen Mann, der als junge Frau verkleidet ist. Höhepunkt ist die „Referenz“, wenn die Tafelperchten auf Kommando des Perchtenhauptmannes sich verneigen und sich dann zu den Klängen der Musik im Tanz drehen. Perchtenjahre sind Glücksjahre, und besonders viel Glück wird derjenige haben, dem die Perchten die Referenz erweisen und der Hauptmann „an Fried, an Gsund und an Reim“ wünscht.